Von Lea Hauke
Aktualisiert am May 13, 2025
Die deutsche Sprache ist voll von Wortverbindungen. Dazu zählen nicht nur bestimmte Redewendungen wie “den Vogel abschießen” und Sprichwörter wie “Morgenstund hat Gold im Mund”. Es gibt viele weitere Phrasen und idiomatische Ausdrücke, die in der Alltagssprache verwendet werden. Da sie häufig eine übertragene Bedeutung vermitteln, musst du sie auswendig lernen, um sie richtig einsetzen zu können.
Hier erfährst du, warum man zwischen freien und festen Wortverbindungen im Deutschen unterscheidet. Wir stellen dir verschiedene Typen von Wortverbindungen vor und erklären anhand von Beispielen, wie du sie einsetzt. Außerdem beschäftigen wir uns damit, was Wortverbindungen über eine Sprache aussagen. Los geht’s!
Wortverbindungen bestehen aus zwei oder mehreren Wörtern. Man nennt sie so, weil es sich um eine Kombination aus Worten handelt, die miteinander verbunden sind. In der Sprachwissenschaft unterscheidet man dabei zwei Arten mit verschiedenen Eigenschaften: Freie Wortverbindungen und feste Wortverbindungen.
Freie Wortverbindungen kannst du verändern und beispielsweise Worte austauschen, umstellen oder sogar ganz weglassen. Freie Wortverbindungen sind flexibel. Meistens beziehen sie sich auf reale Situationen, die im Alltag auftreten können.
Beispiel:
“Ich fahre mit dem Auto.”
Diese Verbindung ergibt weiterhin Sinn, wenn du Worte austauschst, zum Beispiel, wenn du das Wort Auto ersetzt oder weglässt. Du kannst durch die Veränderung oder das Weglassen von Wörtern mehrere einfache Sätze bilden:
“Ich fahre mit dem Fahrrad.”
“Ich fahre schnell.”
Was sich nicht ändert, ist die Verbindung des Verbs fahren mit Auto oder Fahrrad. So könntest du zum Beispiel nicht sagen, “Ich laufe mit dem Auto/Fahrrad.”. Bei freien Wortverbindungen ist es häufig, aber nicht ausschließlich der Fall, dass das Verb die Verbindung definiert. Man kann sagen, dass die Bedeutung der freien Wortverbindungen von den einzelnen, weitgehend austauschbaren Einzelgliedern abhängt. Anders sieht das bei den festen Wortverbindungen aus.
Feste Wortverbindungen nennt man auch Phraseologismen. Sie können Teil bestimmter Formulierungen, Phrasen und Redewendungen sein. Sie sind nicht mit sogenannten Komposita zu verwechseln, bei denen zwei oder mehrere Worte zu einem Wort verschmelzen (wie zum Beispiel Haustür statt Tür des Hauses). Stattdessen handelt es sich bei festen Wortverbindungen um mehrere Worte, zum Beispiel Nomen, Verben oder Adjektive mit Präpositionen, die in der gleichen Reihenfolge in einem Satz stehen müssen, um Sinn zu ergeben.
Im Gegensatz zu den freien Wortverbindungen können die einzelnen Glieder der festen Wortverbindungen nicht ausgetauscht werden, um ihre Sinnhaftigkeit zu behalten. Die Kombination aus Worten tritt also immer zusammen auf. Eine weitere Eigenschaft fester Wortverbindungen ist, dass du sie meistens nicht wörtlich nehmen solltest. Es handelt sich dabei oft um Sprachbilder, die in Kombination eine übertragene Bedeutung ergeben.
Beispiel:
“Grünes Licht geben”
Bedeutung:
“Die Zustimmung/das OK geben”
Bei diesem Satzteil handelt es sich um eine Redewendung, die nur in genau dieser Wortkombination Sinn ergibt. So könntest du das Adjektiv grün beispielsweise nicht einfach durch violett austauschen, ohne bei deinem Gegenüber für Verwirrung zu sorgen.
Feste Wortverbindungen haben sich im Sprachgebrauch über lange Zeit etabliert. Du kannst sie verwenden, um komplexe Zusammenhänge in wenigen Worten wiederzugeben. Zudem machen feste Wortverbindungen die Sprache lebendiger und stärken das Wir-Gefühl unter den Menschen, die sie sprechen.
Die Unterschiede zwischen Komposita, freien und festen Wortverbindungen auf einen Blick:
Typ | Bedeutung | Verwendung | Beispiel |
Kompositum | meist wörtlich | wie ein normales Wort | Schreibtisch, Zahnarzt |
Freie Wortverbindung | wörtlich | frei veränderbar | einen Apfel essen |
Feste Wortverbindung | übertragen | kaum veränderbar | etwas aus dem Ärmel schütteln |
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Da du nun die Unterscheidung zwischen freien und festen Wortverbindungen kennst, stellen wir dir hier einige besondere Typen von Wortverbindungen mit Beispielen vor.
Der Begriff Kollokation gibt bereits Auskunft darüber, worum es bei dieser Art von Wortverbindungen geht. Es handelt sich dabei um typische Wortverbindungen, die kolloquial, also im Umgangssprachlichen zusammen verwendet werden. Sie treten häufig, aber nicht ausschließlich, zusammen auf und hören sich für deutsche Muttersprachler “richtig” an.
Beispiel:
“Eine Entscheidung treffen”
Würdest du eines der Worte dieser Kollokation mit einem anderen austauschen, kann sie in manchen Fällen sogar weiterhin Sinn ergeben. Würdest du statt treffen das Verb machen verwenden, ist das grammatikalisch nicht unbedingt falsch und man würde dich höchstwahrscheinlich weiterhin verstehen. Für Muttersprachler klingt es jedoch nicht ganz richtig.
Feste Wendungen und idiomatische Ausdrücke sind feste Wortverbindungen, die meistens einen übertragenen Sinn vermitteln sollen. Sie sind kaum veränderbar. Das heißt, du kannst die Worte höchstens etwas umstellen, damit sie grammatikalisch Sinn ergeben (zum Beispiel, um sie an die TeKaMoLo-Regel anzupassen), aber nicht austauschen.
Zwischen festen Wendungen und idiomatischen Ausdrücke gibt es kleine Unterschiede. Während man die Bedeutung bei festen Wendungen häufig ableiten kann, ist das bei idiomatischen Ausdrücken nicht möglich. Sie sind immer bildhaft zu verstehen. Jede idiomatische Wendung ist eine feste Wendung, aber nicht jede feste Wendung ist idiomatisch.
Beispiele für eine feste Wendung:
“Im Großen und Ganzen” (insgesamt)
“Mit Ach und Krach” (gerade so)
Beispiele für idiomatische Ausdrücke:
“Aus allen Wolken fallen” (überrascht sein)
“Nur Bahnhof verstehen” (nicht verstehen)
“Ins kalte Wasser springen” (sich ewas trauen)
Bei Nomen-Verb-Verbindungen handelt es sich nicht einfach um beliebige Kombinationen aus Nomen und Verben, sondern festgelegte Verbindungen, die nur zusammen Sinn ergeben. Wichtig ist, dass das Nomen bei diesen Verbindungen den Sinn bestimmt, während das Verb wenig eigenständige Bedeutung mitbringt. Beispiele für Verben, die häufig in Nomen-Verb-Verbindungen auftreten sind zum Beispiel haben, machen oder treffen.
Beispiele für Nomen-Verb-Verbindungen:
Nomen-Verb-Verbindung | Einfaches Verb |
eine Entscheidung treffen | entscheiden |
zur Sprache bringen | ansprechen |
in Betracht ziehen | überlegen |
eine Frage stellen | fragen |
einen Antrag stellen | beantragen |
Auch Redewendungen und Sprichwörter zählt man zu den festen Wortverbindungen. Sie werden zwar häufig synonym verwendet, tatsächlich unterscheiden sich Redewendungen und Sprichwörter jedoch in ihrem Aufbau und ihrer sprachlichen Funktion.
Während Redewendungen meist nur einen Teil eines Satzes ausmachen, handelt es ich bei Sprichwörtern um einen ganzen Satz, der dazu verwendet wird, um eine Lebensweisheit zu vermitteln.
Ein typisches Beispiel für ein Sprichwort ist “Morgenstund hat Gold im Mund” (was so viel bedeutet, wie frühes Aufstehen lohnt sich).
Redewendungen sind nicht wörtlich zu nehmen. Sie haben häufig einen Alltagsbezug und drücken einen bestimmten Sachverhalt oder eine Gefühlslage bildlich aus.
Ein typisches Beispiel für eine Redewendung ist “den Nagel auf den Kopf treffen”, was so viel bedeutet wie “etwas erraten” oder “ganz genau erfassen”.
Du kannst Redewendungen in andere Sätze einbauen, solange du sie grammatikalisch anpasst. Zum Beispiel: “Da hast du den Nagel aber auf den Kopf getroffen!”. Sprichwörter stehen hingegen meistens als alleinstehender Satz.
Im alltäglichen Sprachgebrauch wimmelt es nur so von Wortverbindungen. Hier sind einige Beispiele für Wortverbindungen und wie sie verwendet werden.
eine Entscheidung treffen
Beispiel: “Der oberste Gerichtshof trifft heute die Entscheidung.”
Maßnahmen ergreifen
Beispiel: “Der Bundespräsident mahnte, dass bald Maßnahmen ergriffen werden müssen.”
Kritik üben an
Beispiel: “Die Partei übt entschiedene Kritik an der Gesundheitspolitik des Landes.”
eine Rede halten
Beispiel: “Die Bundeskanzlerin wird heute eine Rede zu dem Thema halten.”
ein Gesetz verabschieden
Beispiel: “Das Gesetz soll noch heute verabschiedet werden.”
den Rücktritt fordern
Beispiel: “Tausende von Menschen forderten heute seinen Rücktritt.”
etwas auf dem Herzen haben
Beispiel: “Ich habe etwas auf dem Herzen, von dem ich dir erzählen muss.”
Bedeutung: Etwas belastet mich innerlich.
kein Blatt vor den Mund nehmen
Beispiel: “Er nimmt wirklich kein Blatt vor den Mund.”
Bedeutung: Klar und direkt sprechen, auch wenn es unangenehm ist.
aus der Haut fahren
Beispiel: “Das ist doch zum aus der Haut fahren!”
Bedeutung: Sehr wütend werden.
ein langes Gesicht machen
Beispiel: “Warum machst du so ein langes Gesicht?”
Bedeutung: Enttäuscht oder traurig schauen.
eine ruhige Kugel schieben
Beispiel: “Heute kann ich endlich eine ruhige Kugel schieben.”
Bedeutung: Sich nicht anstrengen.
etwas auf die lange Bank schieben
Beispiel: “Das solltest du besser nicht auf die lange Bank schieben.”
Bedeutung: Etwas aufschieben, nicht erledigen.
unter Strom stehen
Beispiel: “Sie steht heute extrem unter Strom.”
Bedeutung: Gestresst sein.
den Überblick behalten
Beispiel: “Sie behalten immer den Überblick.”
Bedeutung: Alles im Griff haben.
Wortverbindungen existieren in so gut wie jeder Sprache. Wie viele davon wir täglich verwenden, ist uns in den meisten Fällen gar nicht bewusst. Erst, wenn es darum geht, eine neue Sprache zu erlernen, fällt auf, dass bestimmte Vokabeln zusammen auftreten müssen, um Sinn zu ergeben.
Sprachwissenschaftler sprechen bei Wortverbindungen auch von “geronnener kultureller Erfahrung”. Sie sagen viel darüber aus, wie eine Sprachgemeinschaft tickt, fühlt und welche Werte sie vertritt. Etablierte Wortverbindungen wie “Eigenlob stinkt” geben Auskunft darauf, dass Prahlerei in dieser Kultur nicht gern gesehen wird.
Auch, wenn die Botschaft mancher Wortverbindungen in zwei Sprachen dieselbe ist, können sich die Sprachbilder unterscheiden. Möchtest du auf Englisch sagen, dass du nichts verstehst, würdest du sagen “It’s all Greek to me.”. Auf Deutsch ist es “Ich verstehe nur Bahnhof.”.
Nicht nur, weil Wortverbindungen eine tiefe kulturelle Bedeutung in sich tragen, sind sie für Deutschlernende besonders wichtig. Wortverbindungen machen die alltägliche Sprache lebendig und ermöglichen es, komplexe Bedeutungen in einfachen Wortkombinationen wiederzugeben.
Häufig gibt es keine 1:1 Übersetzung in anderen Sprachen, weswegen Lernende diese Verbindungen auswendig lernen müssen.
Einige Wortverbindungen kannst du also nicht Wort für Wort in eine andere Sprache übersetzen. Stattdessen musst du ihren tieferen Sinn und ihre Bedeutung verstehen können, um dir ihren Gebrauch zu erschließen. Kurz gesagt: Es ist wichtig den Kontext zu verstehen, um Wortverbindungen, insbesondere Redewendungen oder Sprichwörter, sinnvoll einsetzen zu können.
Google Translate oder ChatGPT haben mit der Übersetzung dieser Wortverbindungen häufig Schwierigkeiten, weil der kontextuelle Hintergrund ignoriert wird.
Bei Nomen-Verben-Verbindungen bilden ein Nomen und ein Verb einen festen sprachlichen Ausdruck. Beispiele sind “eine Entscheidung treffen” oder “in Betracht ziehen”.
Feste Wortverbindungen bestehen aus zwei oder mehr Worten und ergeben nur Sinn, wenn sie in einer festen Form verwendet werden. Ihre Bedeutung ist oft aber nicht immer, übertragen oder idiomatisch, also nicht direkt aus den Einzelwörtern ableitbar. Beispiele sind „ins Auge fallen“ oder „den Nagel auf den Kopf treffen“.
Wortverbindungen werden in der Sprachwissenschaft auch als Wortgruppen, Phraseologismen oder Mehrworteinheiten bezeichnet.
Wortverbindungen sind ein fester Bestandteil der deutschen Sprache – sie machen unser Sprechen lebendig, ausdrucksstark und oft auch überraschend bildhaft. Wer Deutsch lernt, profitiert davon, typische Wortkombinationen wie Kollokationen, Redewendungen oder Nomen-Verb-Verbindungen aktiv zu erkennen und richtig einzusetzen.
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