Füllwörter im Deutschen: So klingen deine Sätze natürlicher

Füllwörter werden beim Sprachenlernen oft vernachlässigt, da der Fokus meist auf Grammatik, Wortschatz und flüssigem Sprechen liegt. Dabei spielen Füllwörter eine wichtige Rolle, weil sie deine Sätze natürlicher und lebendiger wirken lassen, Pausen überbrücken und dir helfen, deine Gedanken zu strukturieren. Ohne Füllwörter klingt die Sprache oft steif oder zu abgehackt.

In diesem Artikel erfährst du, was Füllwörter genau sind, welche typischen Füllwörter es im Deutschen gibt und warum sowie wann du sie sinnvoll einsetzen solltest.

Ein junger Mann sitzt mit einem Senioren auf einer Bank und spricht auf Deutsch mit Füllwörtern

Was sind Füllwörter? 

Füllwörter sind Wörter mit geringer Aussagekraft, die für das Verständnis eines Satzes nicht notwendig sind. Trotzdem gehören sie zu den wichtigen deutschen Wörtern, wenn es darum geht, die gesprochene Sprache besser zu verstehen und natürlicher zu sprechen.

Sie werden oft verwendet, um der zuhörenden Person zu signalisieren, dass eine wichtige oder komplexe Aussagel folgt, zum Beispiel also oder eigentlich. Andere Füllwörter schwächen eine Aussage ab, wie irgendwie oder sozusagen, oder verstärken sie, wie wirklich oder ziemlich. Sie füllen Pausen, geben der sprechenden Person Zeit zum Nachdenken und lassen Sätze oft runder oder natürlicher klingen.

Füllwörter und Diskurspartikeln überschneiden sich teilweise in der Funktion, dennoch gibt es Unterschiede. Diese geben der gesprochenen Sprache eine gewisse Struktur und helfen, Gespräche zu organisieren. Eine Unterkategorie der Diskurspartikeln sind die Modalpartikeln. Sie drücken die Haltung der sprechenden Person zum Gesagten aus, zum Beispiel Emotionen, Erwartungen oder Einschätzungen. Im Gegensatz zu Füllwörtern können Modalpartikeln die Bedeutung oder Stimmung eines Satzes verändern, auch wenn sie grammatikalisch ebenso wenig notwendig sind wie Füllwörter.

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Warum Deutsche Füllwörter verwenden 

Auch wenn Füllwörter nicht zur Bedeutung eines Satzes beitragen, erfüllen sie eine wichtige psychologische Funktion: Sie markieren Redepausen, während man nach dem richtigen Wort sucht, die richtige Satzstellung überlegt und die Grammatik prüft. Für Sprachlernende kann das sehr hilfreich sein, denn durch diese Denkpausen gewinnt man Zeit, den Satz zu formulieren.

Im Deutschen gibt es Füllwörter wie also oder eigentlich, die im gesamten deutschsprachigen Raum verbreitet sind. Je nachdem, in welcher Region du dich befindest, hörst du aber auch Füllwörter, die nur dort verwendet werden. Dazu gehören zum Beispiel gell? (nicht wahr?) in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz und fei (aber, wirklich) im Fränkischen, Bairischen und Erzgebirgischen.

Füllwörter sind für Deutschlernende oft schwer einzuordnen, dennoch hört man sie ständig in Gesprächen. Sprachwissenschaftlich betrachtet gehören sie keiner festen Wortart an, sondern übernehmen verschiedene Aufgaben im Satz. Deshalb ist es sinnvoll, Füllwörter im Kontext zu lernen und auch auf den Tonfall zu achten.

Beispiele: Typische deutsche Füllwörter 

Jetzt, wo du weißt, was Füllwörter sind und warum sie verwendet werden, lohnt es sich, einige verbreitete Beispiele genauer anzuschauen.

FüllwortBedeutung / FunktionBeispiel
äh / ähmDenkpause, Unsicherheit„Ähm, ich weiß nicht genau.“
alsoEinleitung, Folgerung, Überleitung, Verstärkung„Also, ich denke, wir sollten gehen.“
dochWiderspruch oder Verstärkung„Komm doch mit!“
ebenmacht Aussage weicher, Bestätigung„Das ist eben so.“
eigentlichschränkt ab„Eigentlich wollte ich gehen.“
fei (Bairisch, Fränkisch, Erzgebirgisch)bekräftigt„Des is fei so!“
haltmacht Aussage weicher, Resignation, Akzeptanz„Das ist halt so.“
irgendwieungenau, ungefähr„Ich hab’s irgendwie vergessen.“
jaBekräftigung, Zustimmung„Das ist ja interessant.“
jedenfallsbetont Aussage, Klarstellung„Jedenfalls war es so.“
mallockert Aussage, Aufforderung„Komm mal her!“
mei (Bairisch)umgangssprachlich, emotionales Ausrufe-/Reaktionswort„Mei, was soll’s.“
nunEinleitung, Zeitbezug„Nun, was machen wir jetzt?“
quasiVergleich, Annäherung„Es war quasi unmöglich.“
soverstärkt oder als Füller„Ich glaube, so kann das klappen.“
sozusagenauf gewisse Weise„Ich bin sozusagen Experte.“
tatsächlichVerstärkung, Bestätigung„Das hat er tatsächlich gesagt.“
tjaresigniert, zögerlich„Tja, was soll man machen?“
wirklichverstärkt, betont Aussage„Das ist wirklich interessant.“
wohlVermutung, Unsicherheit„Er ist wohl schon gegangen.“

Wann sind Füllwörter sinnvoll – und wann nicht? 

Füllwörter zu verwenden ist besonders im gesprochenen Alltagsdeutsch sinnvoll. Der Sprachstil wirkt sofort natürlicher und die Sätze werden lebendiger. Als Satzfüller eingesetzt, können sie außerdem unangenehm lange Pausen überbrücken. Zudem ist es oft hilfreich, die Aussagekraft eines Satzes zu verstärken oder abzuschwächen, etwa wenn man eine schlechte Nachricht überbringen muss.

Der abschwächende Effekt von Füllwörtern sollte in Texten allerdings vermieden werden. Hier geht es vor allem um Lesbarkeit, Verständlichkeit und Klarheit: Das heißt, möglichst viel mit wenigen Worten zu kommunizieren. Auch in bestimmten Situationen können Füllwörter in der gesprochenen Sprache negative Auswirkungen haben, weil sie die sprechende Person unsicher wirken lassen. Wenn man also eine Rede hält oder ein Vorstellungsgespräch hat, sollte man lieber darauf verzichten.

Letztlich geht es darum, ein Gleichgewicht zu finden: Füllwörter können sinnvoll und richtig sein, aber nur in Maßen und in den passenden Situationen.

Füllwörter als Spiegel deutscher Kultur & Identität 

Füllwörter sind oft unübersetzbar und eng mit der deutschen Kultur und Identität verbunden. Das gilt auch für regionale Füllwörter. Wir haben bereits Ausdrücke wie fei und mei kennengelernt. Solche Wörter schaffen Bedeutungsnuancen, die im Standarddeutschen in dieser Form nicht vorkommen, und bereichern die regionale Sprache.

Oft ist es eine Frage des Sprachgefühls. Ein halt kann zum Beispiel viel verraten: eine gewisse Passivität, das Gefühl von Selbstverständlichkeit oder auch eine subtile Rechtfertigung. Es tarnt Meinungen als Tatsachen.

Gerade bei Füllwörtern ist es deshalb wichtig, sich vom Gedanken zu lösen, alles wortwörtlich aus der Muttersprache ins Deutsche übersetzen zu wollen. Stattdessen kommt es darauf an, ein Gefühl für die Sprache und ihre Nuancen zu entwickeln.

Füllwörter sind auch ein fester Bestandteil der Jugendsprache und tauchen häufig in sozialen Medien, Serien oder Songtexten auf. Besonders das Wort so hat sich dabei als Ausdruck für Emotionen, Ironie oder Unsicherheit etabliert:

„Ich war so: Nee, das mach ich nicht!“
In solchen Kontexten dient so als Marker für eine indirekte Rede oder eine Reaktion – ähnlich wie „like“ im Englischen.

Auch eigentlich wird oft verwendet, um Aussagen bewusst vage oder vorsichtig zu formulieren – ein Stilmittel, das vor allem bei jungen Sprecher:innen verbreitet ist:

„Eigentlich wollte ich ja lernen, aber na ja…“

Solche Füllwörter zeigen, wie sehr Sprache auch ein Spiegel von sozialen Dynamiken, Gruppenzugehörigkeit und Altersunterschieden ist. 

Was sind Beispiele für Füllwörter?

Beispiele für Füllwörter sind also, doch, eben, eigentlich, nun, so, sozusagen und wohl.

Welche Füllwörter sollte man vermeiden?

Es gibt keine festen Füllwörter, die man grundsätzlich vermeiden sollte. Vielmehr ist die Frage entscheidend, ob man in einer bestimmten Situation Füllwörter verwenden sollte. In Texten, offiziellen Reden und Vorstellungsgesprächen sollte man zum Beispiel lieber auf Füllwörter verzichten

Sprich natürlich – aber präzise: So meisterst du Füllwörter 

Füllwörter sind nicht entscheidend, um die Bedeutung eines Satzes zu verstehen, doch sie verleihen dem Satz eine gewisse Tiefe, überbrücken längere Pausen und machen die gesprochene Sprache flüssiger und lebendiger.

Wenn dein Ziel ist, natürlich zu sprechen und den Umgang mit Füllwörtern zu meistern, ist der Deutschkurs von Lingoda die richtige Wahl. Hier kannst du vom ersten Tag an die echte Alltagssprache mit zertifizierten Lehrkräften lernen.

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Matteo Lombardo

Matteo Lombardo

Matteo Lombardo ist Texter und Übersetzer mit Schwerpunkt Technik und Marketing aus dem Deutschen und Englischen ins Italienische. Nach seinem Übersetzungsstudium zog er nach Deutschland und lebte in verschiedenen Städten, darunter Saarbrücken, Freiburg, Trier und Bonn. Seine große Leidenschaft gilt den Sprachen, insbesondere Deutsch und Italienisch. Er liebt es, mit Worten zu arbeiten und Texte zu gestalten, die klar, natürlich und perfekt auf die Zielgruppe abgestimmt sind. Sein Ziel ist es, Brücken zwischen Kulturen zu schlagen, denn er ist überzeugt, dass ein gut geschriebener Text den entscheidenden Unterschied machen kann. Mehr über ihn erfährst du auf seiner Website oder auf LinkedIn.