Reflexive Verben mit Präpositionen: Erklärung und Anwendung

Einige reflexive Verben brauchen im Deutschen feste Präpositionen. Anders als in anderen Sprachen heißt das auch, dass jede Präposition einen bestimmten Fall verlangt, wie Akkusativ oder Dativ. Weil die Kombination aus Verb, Präposition und Fall nicht immer logisch wirkt, kann das für Deutschlernende ziemlich knifflig sein.

Zwei asiatische Studentinnen tragen Bücher im Laufen und unterhalten sich über Reflexive Verben mit Präpositionen

Vielleicht hast du dich schon gefragt: Welche Präposition passt zu welchem Verb? Welcher Fall folgt nach der Präposition? Ändert sich die Bedeutung eines Satzes, wenn ich eine andere Präposition benutze? Oder gibt es Verben, die überhaupt keine Präposition benötigen?

In diesem Artikel räumen wir mit den häufigsten Unsicherheiten auf und erklären dir Schritt für Schritt die Grundlagen reflexiver Verben mit Präpositionen. Du bekommst eine praktische Liste mit festen Kombinationen, erfährst, welche Verben keine Präposition brauchen, welche deutschen Fälle in der Praxis verwendet werden und wie Präpositionen die Bedeutung eines Satzes verändern können.


Reflexive Verben mit Präpositionen – Grundlagen einfach erklärt

Reflexive Verben beschreiben eine Handlung, die sich auf das Subjekt selbst richtet. Du erkennst sie daran, dass sie immer von einem Reflexivpronomen begleitet werden. Dieses bezieht sich zurück auf das Subjekt und steht entweder im Akkusativ oder im Dativ:

AkkusativDativ
michmir
dichdir
sichsich
unsuns
eucheuch
sichsich

Ein einfaches Beispiel ist sich waschen: Ich wasche mich. Hier ist klar, dass ich selbst die Person bin, die handelt und zugleich davon betroffen ist.

Reflexive Verben treten außerdem oft zusammen mit Präpositionen auf. Die jeweilige Präposition gehört fest zum Verb, das heißt: Ohne sie wäre der Satz unvollständig oder sogar falsch. Nehmen wir zum Beispiel das Verb sich interessieren. Hier gehört zwingend die Präposition für dazu, die ein Präpositionalobjekt einleitet, in unserem Beispiel Musik: Ich interessiere mich für Musik.

Manche reflexive Verben ändern sogar ihre Bedeutung je nach Präposition. So kann man mit sich freuen sowohl einen Satz mit auf als auch mit über bilden, je nachdem, ob es um die Zukunft oder die Vergangenheit geht:

  • Ich freue mich auf unser Treffen. (Zukunft)
  • Ich habe mich über unser Treffen gefreut. (Vergangenheit)

Liste reflexiver Verben mit festen Präpositionen (nach Präposition)

Reflexives VerbPräpositionKasusBeispielsatz
sich interessierenfürAkkusativIch interessiere mich für Musik.
sich bedankenfürAkkusativWir bedanken uns für die Aufmerksamkeit.
sich freuenüberAkkusativIch freue mich über Ihre Rückmeldung.
sich informierenüberAkkusativInformieren Sie sich über unsere Angebote.
sich freuenaufAkkusativWir freuen uns auf den Urlaub.
sich vorbereitenaufAkkusativIhr bereitet euch auf den Unterricht vor.
sich erinnernanAkkusativErinnerst du dich an mich?
sich gewöhnenanAkkusativEr hat sich noch nicht an die neue Situation gewöhnt.
sich mit etwas beschäftigenmitDativSie beschäftigen sich mit einem neuen Projekt.
sich mit jemandem verabredenmitDativEr hat sich mit seinen Freunden verabredet.
sich bei jemandem entschuldigenbeiDativWir entschuldigen uns bei Ihnen für die entstandenen Unannehmlichkeiten.
sich bei jemandem bewerbenbeiDativIch habe mich bei der Firma beworben.
sich in jemanden verliebeninAkkusativDu hast dich in ihn verliebt.
sich in etwas irreninDativIhr habt euch im Datum geirrt.
sich gegen etwas wehrengegenAkkusativSie wehrt sich gegen die Anschuldigungen.
sich gegen jemanden verteidigengegenAkkusativEr verteidigt sich gegen die Kritik.
sich unter etwas vorstellenunterDativIch stelle mir unter Liebe etwas anderes vor.
sich unter jemanden mischenunterAkkusativSie mischten sich unter die Menschen.
sich nach etwas erkundigennachDativWir erkundigen uns nach Ihren Produkten.
sich nach jemandem sehnennachDativDu sehnst dich nach deiner Familie.
sich von jemandem verabschiedenvonDativHabt ihr euch von den Gästen verabschiedet?
sich von jemandem trennenvonDativEr hat sich von seiner Freundin getrennt.
sich zu etwas entschließenzuDativIch habe mich zu einem Karrierewechsel entschlossen.
sich zu etwas äußernzuDativSie äußert sich zu dem Vorfall.
sich um etwas kümmernumAkkusativDu kümmerst dich um das Problem.
sich um etwas bewerbenumAkkusativWir bewerben uns um die Stelle.

Reflexive Verben ohne Präposition – auch möglich?

Nicht alle reflexiven Verben im Deutschen stehen mit einer Präposition. In vielen Fällen bezieht sich das Reflexivpronomen direkt auf das Verb und übernimmt die Rolle des Objekts. Beispiele dafür sind: Ich ruhe mich aus oder Er kauft sich ein Auto. Hier fungiert mich bzw. sich als Akkusativobjekt.

Es gibt jedoch auch reflexive Verben, die eine Präposition verlangen. In solchen Fällen gehört das Reflexivpronomen zur sogenannten Präpositionalergänzung. Ein Beispiel wäre: Ich kümmere mich um meine Kinder. Dabei ist um meine Kinder die Präpositionalergänzung und mich ist Teil davon.

Wichtig ist, diese beiden Gruppen nicht zu verwechseln. Nicht jedes reflexive Verb benötigt eine Präposition und nicht jede Präposition verlangt automatisch den Akkusativ. Manche Präpositionen stehen mit dem Dativ. Wenn du diese Unterschiede kennst, wirst du reflexive Verben viel sicherer verwenden.

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Welche Fälle nutzen reflexive Verben mit Präpositionen?

Die meisten Verben mit Präpositionen nutzen den Akkusativ. Das liegt daran, dass viele Präpositionen wie für, gegen, um, an, auf und über ein direktes Ziel oder eine Richtung ausdrücken:

  • Ich interessiere mich für Politik.

Es gibt allerdings auch reflexive Verben mit Präpositionen, die den Dativ verwenden. Präpositionen wie mit, nach, von, aus und bei drücken kein direktes Ziel oder Richtung aus, sondern eher einen indirekten Bezug, eine Beteiligung, Herkunft oder einen Ort:

  • Wir unterhalten uns mit den Nachbarn.

Im modernen Deutsch gibt es außerdem reflexive Verben, die den Genitiv verlangen. Dabei handelt es sich fast immer um reflexive Verben ohne Präposition. Diese kommen relativ selten vor und klingen eher formell:

  • Er bedient sich eines Tricks.
  • Sie erfreut sich bester Gesundheit.

Unabhängig von Fall und Präposition ist es am Anfang empfehlenswert, die gesamte feste Konstruktion aus Verb, Präposition und Fall auswendig zu lernen. Übe außerdem, die entsprechenden Verben zu konjugieren, damit dir die richtige Form automatisch in den Sinn kommt. Mit der Zeit entwickelst du ein Gefühl dafür und kannst auch bei neuen Verben oft intuitiv die richtige Verbindung erkennen.

Bedeutung verändert sich durch Präpositionen

Wie du bereits erfahren hast, spielen Präpositionen bei reflexiven Verben eine wichtige Rolle, weil sie oft bestimmen, was das Verb überhaupt bedeutet. Das sieht man zum Beispiel bei sich freuen auf (Zukunft) und sich freuen über (Vergangenheit). Es gibt aber auch viele weitere reflexive Verben, die in festen Konstruktionen mit unterschiedlichen Präpositionen vorkommen. Hier ein paar Beispiele:

Reflexives VerbPräpositionKasusBedeutung
sich unterhaltenmitDativGesprächspartner (mit Freunden)
 überAkkusativGesprächsthema (über Politik)
sich beschwerenbeiDativAdressat der Beschwerde (bei der Firma)
 überAkkusativInhalt der Beschwerde (über das Produkt) 
sich streitenmitDativStreitpartner (mit der Schwester) 
 umAkkusativStreitgegenstand (um das Erbe) 

Welche reflexive Verben fordern eine Präposition?

Reflexive Verben brauchen eine Präposition, wenn das Reflexivpronomen zusammen mit ihr etwas genauer beschreibt, zum Beispiel sich freuen auf oder sich interessieren für. Ohne Präposition bezieht sich das Reflexivpronomen direkt aufs Verb, wie bei sich waschen.

Welche Präposition wird im Verb "sich unterhalten" verwendet?

Das Verb sich unterhalten verlangt entweder die Präposition mit, um den Gesprächspartner auszudrücken, oder über, um das Gesprächsthema zu nennen.


Zusammenfassung – Das Wichtigste auf einen Blick

Reflexive Verben mit Präpositionen kommen im Deutschen häufig vor. Sie bilden meist eine feste Kombination aus Verb, Präposition und Kasus (Akkusativ oder Dativ). Manche Verben können mit mehreren Präpositionen verwendet werden und je nach Präposition ändert sich die Bedeutung. Deshalb ist es sinnvoll, jedes Verb gleich mit der passenden Präposition und dem richtigen Kasus zu lernen. Wiederholung und Anwendung im Kontext helfen danach, die Konstruktionen zu verinnerlichen und erfolgreich anzuwenden.

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Matteo Lombardo

Matteo Lombardo

Matteo Lombardo ist Texter und Übersetzer mit Schwerpunkt Technik und Marketing aus dem Deutschen und Englischen ins Italienische. Nach seinem Übersetzungsstudium zog er nach Deutschland und lebte in verschiedenen Städten, darunter Saarbrücken, Freiburg, Trier und Bonn. Seine große Leidenschaft gilt den Sprachen, insbesondere Deutsch und Italienisch. Er liebt es, mit Worten zu arbeiten und Texte zu gestalten, die klar, natürlich und perfekt auf die Zielgruppe abgestimmt sind. Sein Ziel ist es, Brücken zwischen Kulturen zu schlagen, denn er ist überzeugt, dass ein gut geschriebener Text den entscheidenden Unterschied machen kann. Mehr über ihn erfährst du auf seiner Website oder auf LinkedIn.